Die 5 As der Konfliktlösung
Vorneweg: Nicht jeder Konflikt lässt sich lösen. Doch jeder Konflikt ist nützlich.
Dennoch ist die Frage „Wie kann ich Konflikte lösen“ die Frage in 2022 an mich gewesen, die am häufigsten gestellt worden ist. Und so sind die 5 As der Konfliktlösung entstanden.
Denn auf der einen Seite sind Konflikte komplex und sie haben viel
mit mir
meinem Gegenüber und
unserer Beziehung
zu tun. Und auf der anderen Seite glaube ich, dass ein Leitfaden sehr dabei hilft, den ersten Schritt zu gehen und Konflikte überhaupt anzusprechen.
Denn eines wünschen wir uns doch alle, oder? Einen entspannteren Umgang mit Konflikten. Bin ich damit richtig?
Die 5 As der Konfliktlösung gibt es nicht nur hier, sondern auch
In diesem Artikel lernst du die 5 As der Konfliktlösung kennen:
Anschauen
Abgleichen
Annähern
Ansprechen
Abschließen
Ist Konflikte lösen wirklich so leicht?
Bevor ich dir die 5 As vorstelle, möchte ich dir zwei Dinge mitgeben.
Zum einen sagt jeder, dem ich erzähle, dass ich mit Konflikten zu tun habe: so ein schweres Thema.
Wirklich? Ist das Thema Konflikte wirklich so schwer? Ein kurzer Wechsel des Blickwinkels zeigt durchaus auch ein paar positive Seiten:
diese gelöste Stimmung, wenn ein Konflikt gelöst wurde.
oder diese Erleichterung, wenn Klarheit da ist und deutlich wird: wir können hier nix mehr reißen. Und dann andere Lösungen her dürfen.
oder auch diese freudige Überraschung, wenn ein ganz anderes Ergebnis herauskommt, als die Streitenden gedacht haben.
Kennst du diese Momente? Konflikte gibt es nun einmal und genau diese Momente sind sehr positiv.
Fazit Nr 1:
Konflikte haben etwas sehr Wertvolles, bieten eine Chance und sind mega nützlich zur Klärung der Situation.
Natürlich könntest du jetzt auch dagegen argumentieren und sagen: ich kenne auch Resignation oder Groll.
Vor kurzem hat eine angehende Konflikttrainerin gesagt: „wenn ich in einem Konflikt drinstecke, dann finde ich ihn gar nicht so doll. Aber wenn er dann vorbei ist, dann weiß ich, wofür er gut war.“
Wenn am Ende eines Konfliktes noch Groll ist, dann ist es eines: nicht das Ende des Konfliktes.
Denn Konflikte entstehen, weil es unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Ein Beispiel: du bist sauer auf die Kollegin Rebekka. Die ist nämlich immer so nett zu den Kindern in der Wohngruppe, erlaubt viel mehr und außerdem gibt es gefühlt „dauernd Ausnahmen“.
Rebekkas Bedürfnis könnte in diesem Moment sein, dass ihr Verbundenheit wichtig ist und es ihre Art ist, mit den Kindern Kontakt aufzunehmen und Beziehung zu stiften.
Wenn du in diesem Moment merkst: ich bin sauer, dann vielleicht deshalb, weil dir Struktur wichtig wäre. Vielleicht merkst du auch ein wenig Neid, weil die Kids Rebekka lieber mögen und du möchtest auch mehr Verbundenheit.
Du merkst: du wärst wahrscheinlich nicht sauer, weil Rebekka das Bedürfnis nach Verbundenheit hat und einen guten Kontakt zu den Kids haben möchte. Aber die Strategie findest du doof.
Fazit Nr. 2:
Konflikte entstehen aufgrund von unterschiedlichen Bedürfnissen. Gestritten wird sich dann über die Strategien.
Bleiben wir mal bei dem Beispiel mit Rebekka. Die 5 As möchte ich dir damit vorstellen.
Diese sind:
A wie Anschauen
Wie fühlst du dich gerade? Welche Emotion kommt in dir hoch und dominiert? Gibt es auch positive Gefühle?“
„Jetzt bleib mal sachlich.“ Ein schwierig umsetzbarer Tipp in Konflikten. Denn unsere Gefühle kommen uns häufig in die Quere. Wenn du dir allerdings klar darüber ist, welche Gefühle und Bedürfnisse mit im Spiel sind, schau dir für dich an:
wie erlebst du die Situation und was ist aus deiner Sicht passiert?
Stell dir jetzt mal weiter vor, du hättest diesen Konflikt mit Rebekka. Du wärst also sauer auf Rebekka. Könnte es sei, dass du verärgert bist und du merkst: Absprachen und Struktur sind dir wichtig? Oder wären andere Bedürfnisse im Spiel? Wenn ja, welche könnten das sein?
A wie Abgleichen
Die wenigsten Menschen stehen morgens auf und denken sich: was kann ich denn heute tun? Ach, … zu ärgern, das wäre doch etwas. Die böse Absicht ist in wenigen Fällen dahinter, zumindest in den Eskalationsgraden, von denen wir hier gerade reden. Das bedeutet nicht, dass du alles toll finden musst oder akzeptieren.
Das bedeutet aber, dass dir der Perspektivwechsel mehr Verständnis für die andere Person bringt.
Damit kannst du dann Person und Verhalten trennen. Und entsprechend ins Gespräch gehen.
Wir versetzen uns mal in Rebekka hinein und überlegen, wie es ihr geht und was der Grund sein könnte, dass sie so handelt, wie sie handelt.
Okay, wir wissen es nicht, deshalb jetzt mal ein paar Überlegungen:
vielleicht ist sie neu und unerfahren und möchte so guten Kontakt herstellen.
vielleicht hat sie im alten Team auch genauso gearbeitet und da lief es gut miteinander.
vielleicht ist sie auch genauso aufgewachsen. Kein Grund jemanden zu verurteilen.
Der Perspektivwechsel beruhigt ungemein. Denn meist kommt raus: die andere Person meint es nicht bös, sondern handelt aus einem guten Grund.
A wie Annähern
Mit welcher Grundhaltung gehst du in Gespräche: „ich bin okay, du bist okay?“ oder öfter mal doch eher „ich bin okay und habe recht und du nicht“.
Du kannst dir denken, welche Grundhaltung erfolgsversprechender ist, oder?
Außerdem gibt es noch ein paar Punkte zu beachten:
wo möchtest du das Gespräch führen
hat mein Gegenüber Zeit
kündige das Gespräch freundlich an
Das 4 Augen Prinzip ist genau richtig, um Dinge anzusprechen. Diejenigen, die es betrifft, sollten dabei sein. In diesem Fall könnte es z.B. super sein, Rebekka während der Dienstübergabe anzusprechen oder vor einer Teamsitzung.
A wie Ansprechen
Stell dir immer noch vor, du hättest das Thema. Dann würde ich sagen: dass du es überhaupt ansprichst ist großartig. Denn wie viele große Konflikte entstehen dadurch, dass nix gesagt wird.
Sprich es an, wie du meinst. Wenn dir ein Leitfaden hilft, dann könnte es dieser sein:
W ahrnehmung
W irkung
W unsch
Geschrieben hört es sich immer ein wenig „stelzig“ an. Ich probiere es dennoch mal.
„Ich habe bemerkt, dass du gestern den Kids erlaubt hast, abends sehr lange aufzubleiben. Das hat mich geärgert, weil wir es anders abgesprochen hatten. Wie kommt es dazu, dass du es erlaubt hast?“
Ihr kommt ins Gespräch und du verstehst, was der Hintergrund ist. Ihr überlegt: welche Lösungen kann es geben?
A wie Abschließen
Natürlich könnte es in diesem Fall sein, dass es schnell abgeschlossen ist. Vielleicht braucht es aber „noch mehr“. Zum Beispiel eine Teamsitzung, in der über die Arbeit gesprochen wird.
Was entscheidend ist: Absprachen sind Absprachen. Der Konflikt ist dann vorbei, wenn Absprachen getroffen worden sind. Ist das nicht der Fall?
Dann fang wieder bei Tag Eins an, denn dann gibt es noch was zu tun. Das ist im Übrigen nicht schlimm. Manchmal braucht es bis zu Klärung.
Konflikte lösen mit den 5 As der Konfliktlösung
Die 5 Schritte sind hilfreich, wenn du
Sicherheit haben möchtest in der Konfliktklärung, auch im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Der Ablauf ist der gleiche.
einen Leitfaden für dein nächstes Gespräch brauchst
Schritt für Schritt bis zum Gespräch geleitet werden möchtest
dein Gegenüber verstehen möchtest
Konflikte professionell angehen möchtest
Die 5 Schritte sind überhaupt nicht hilfreich, wenn
der Konflikt schon so eskaliert ist, dass ihr eigentlich eine Konfliktmoderation bräuchtet
du einfach „frei Schnauze“ reden willst (kann gut gehen, muss aber nicht)
dir Professionalität im Job nicht wichtig ist
du denkst „ich mach das alles alleine“.
Auf jeden Fall wünsche ich dir jetzt erst einmal viel Erfolg dabei, deinen nächsten Konflikt anzugehen.
Hier ein kurzes Video zum Büchlein. Einfach auf das Video klicken.
Du möchtest mehr über die Schritte der Konfliktlösung wissen? Dann löse mit Sina einen Konflikt. Schritt für Schritt bekommst du eine Idee, was du tun kannst mit noch vielen weiteren Tipps und Ideen. Außerdem hast im Büchlein auch die Möglichkeiten Notizen zu machen.
☑ Du findest das Büchlein hier.
Hi, ich bin Martina Kohrn
Konflikt- und Resilienztrainerin für Fach- und Führungskräfte aus Jugendhilfe, Kita und Pflege.
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