Die Neue Autorität – Ein Konzept für Kita und Jugendhilfe, das beim Umgang mit Konflikten unterstützt
- Martina Kohrn
- 3. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. März

Was du als pädagogische Fachkraft von der Neuen Autorität lernen kannst und einen besseren Umgang mit Konflikten findest...
Als ich das erste Mal von der Neuen Autorität gehört habe, war ich wahrscheinlich genauso verwirrt wie diejenigen, die mich heute fragen "was ist eigentlich genau damit gemeint?".
Als ich mich dann mit der Neuen Autorität beschäftigt habe, dachte ich: "ach, das weiß ich doch schon". Doch irgendwie und irgendwas passierte, so dass die Neue Autorität immer wieder in mein Leben schwappte. Und ich merkte: das Konzept ist kein Konzept, bei dem du irgendwann ausgelernt hast, sondern dich stetig weiterentwickelst und dich reflektierst.
Da ich genau dieses in mein Leben integriert haben, war es nur schlüssig, dass "Die Neue Autorität" immer mein Platz in meinem Leben einnahm und ich mittlerweile ein Lehrheft für eine Akademie geschrieben habe, mehrmals zum Thema angefragt worden bin für Experteninterviews, einen online Kurs für Fachkräfte entwickelt habe, einen Minikurs entwickelt anbiete und außerdem Seminare für Einrichtungen gebe.
Hier möchte ich dir einen groben Abriss geben, was mit der Neuen Autorität gemeint ist. Bei näherer Beschäftigung geht es natürlich viel tiefer. Zudem ist es ein Konzept, das immer wieder hilft, gemeinsam im Team zu hinterfragen: "wir wollen wir gemeinsam arbeiten?".
Das Interview, das du hier findest, ist im Rahmen des Schulmediationskongresses von Christa Schäfer entstanden.
Themen im Artikel:
Was ist die Neue Autorität
Was ist die Neue Autorität?
Die Neue Autorität ist ein Konzept, das von dem israelischen Psychologen Haim Omer entwickelt wurde. Sie steht im Gegensatz zur traditionellen, oft machtorientierten Autorität, die auf Gehorsam, Angst und Kontrolle basiert. Stattdessen setzt die Neue Autorität auf Präsenz, Beziehungsaufbau und gewaltfreien Widerstand.
Durch meine Arbeit u.a. in Kitas und Jugendhilfeeinrichtungen weiß ich, dass die Gedanken zwar vorhanden sind, aber die Umsetzungen noch lange nicht praktiziert werden. Wie oft gibt es Machtkämpfe, Beharrungen auf das vermeintlich einzig richtige und wenig Präsenz im Alltag.
Ursprung und Entwicklung
Haim Omer begann in den 1980er Jahren mit seiner Forschung, als er feststellte, dass weder autoritäre Erziehungsmethoden noch extrem laissez-faire geprägte Ansätze nachhaltig positive Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche haben. Anfangs entwickelte er das Konzept für Eltern, um sie in ihrer Erziehung zu stärken. Später wurde es auch auf andere pädagogische Bereiche wie Schule, Kita und Jugendhilfe übertragen.
Interessant ist, dass das Konzept im englischsprachigen Raum als "Non-Violent Resistance" (gewaltfreier Widerstand) bekannt ist. Im deutschsprachigen Raum entschied man sich jedoch bewusst für den Begriff "Neue Autorität", um das Thema Autorität neu zu definieren.
Unterschiede zwischen Alter und Neuer Autorität
Die Kernunterschiede zwischen Alter und Neuer Autorität lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Alte AutoritätNeue AutoritätKontrolle & GehorsamSelbstkontrolle & BeziehungAngst & DistanzPräsenz & BindungHierarchische MachtgefälleNetzwerke & UnterstützungSofortige StrafenBeharrlichkeit & Verzögerung
Die Neue Autorität legt den Fokus darauf, eine starke, aber unterstützende Präsenz zu entwickeln, um Kindern und Jugendlichen einen stabilen Rahmen zu bieten. Die Basis dafür bilden sieben zentrale Säulen.
Die sieben Säulen der Neuen Autorität

Präsenz und wachsame Sorge
Präsenz bedeutet, dass Erziehende, Lehrkräfte oder Fachkräfte kontinuierlich präsent sind, sowohl physisch als auch emotional. Wachsamkeit bedeutet, dass Kinder in ihren Bedürfnissen wahrgenommen werden, ohne überzubehüten. Die Präsenz wird noch einmal genauer beschrieben. Lemme und Körner haben zudem einen "Präsenztest" entwickelt, mit dem du reflektieren kannst, wie präsent du in einer eskalierenden Situation warst.
Wenn du tiefer in das Thema Präsenz einsteigen möchtest kannst du das hier tun:
▶️ im Blog Artikel "Die Stärkung der Präsenz - Neue Autorität"
▶️ im Minikurs "Deeskalieren mit Präsenz"
Selbstkontrolle und Eskalationsvermeidung
In herausfordernden Situationen ist es wichtig, die eigene Reaktion zu kontrollieren. Die Regel lautet: "Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist." Das bedeutet, nicht in der Hitze des Gefechts zu reagieren, sondern erst nachzudenken.
Unterstützungsnetzwerk und Bündnisse
Ein wesentliches Element der Neuen Autorität ist die Zusammenarbeit. Lehrkräfte, Sozialarbeiter:innen, Eltern und Fachkräfte sollten gemeinsam agieren, um eine einheitliche Haltung zu fördern.
Gewaltfreier Widerstand
Hierbei geht es darum, auf unakzeptables Verhalten konsequent und beharrlich, aber ohne Gewalt oder Machtausübung zu reagieren. Ein Beispiel dafür ist das "Sit-in": Bezugspersonen setzen sich ruhig zu dem Kind und signalisieren durch ihre Anwesenheit, dass sie da sind, ohne es zu bedrängen.
Versöhnung und Beziehung
Die Beziehung zu Kindern und Jugendlichen wird als entscheidender Faktor gesehen. Auch nach Konflikten bleibt die Bindung bestehen. Fehler werden nicht mit Strafe "geklärt", sondern durch Versöhnung.
Transparenz und partielle Öffentlichkeit
Regeln und Handlungen sollten transparent kommuniziert werden. Auch schwierige Situationen dürfen offen besprochen werden, ohne die betroffene Person bloßzustellen.
Wiedergutmachung statt Strafe
Statt Strafen wird auf Wiedergutmachung gesetzt. Kinder und Jugendliche werden ermutigt, Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen und sinnvolle Wege der Wiedergutmachung zu finden.
Umsetzung in Kita und Jugendhilfe
Die Neue Autorität wird zunehmend in Schulen und Kitas angewandt, oft jedoch nur vereinzelt. Damit sie langfristig Wirkung zeigt, ist es wichtig, dass eine gesamte Einrichtung an dem Konzept arbeitet und nicht nur einzelne Lehrkräfte oder Pädagog:innen.
Beispiele für die Praxis:
Kita: Erzieher:innen setzen auf Präsenz und klare Kommunikation, um Eskalationen zu vermeiden.
Jugendhilfe: Teams arbeiten gemeinsam mit Familien an einem Unterstützungsnetzwerk, um nachhaltige Lösungen zu finden.
Fazit: Warum lohnt sich die Neue Autorität?
Die Neue Autorität bietet eine klare Alternative zu klassischen Erziehungsmethoden. Sie hilft dabei, langfristige, wertschätzende Beziehungen aufzubauen und Konflikte ohne Eskalation zu lösen. Besonders im Kita- und Jugendhilfekontext kann sie dazu beitragen, ein stärkeres Miteinander zu fördern.
Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, findet weiterführende Informationen
▶️ in den Büchern von Haim Omer
▶️ in meinem Minikurs "Deeskalieren mit Präsenz"
▶️ oder einer hausinternen Fortbildung. Hierfür kannst du mich gerne kontaktieren.
Buchempfehlungen:
Omer, H.: Wachsame Sorge: Wie Eltern ihren Kindern ein guter Anker sind
Lemme, B. & Körner, A.: Neue Autorität in Haltung und Handlung
Möchtest du die Neue Autorität in deiner Einrichtung umsetzen? Dann informiere dich über passende Workshops und Trainings bei mir! 🚀
Oder starte hier mit dem Minikurs: Deeskalieren mit Präsenz:

Hi, ich bin Martina Kohrn - Konflikt- und Resilienztrainerin für Fach- und Führungskräfte aus Jugendhilfe, Kita und Pflege.
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