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AutorenbildMartina Kohrn

Wie ein Planspiel bei der Prävention von Cyber Mobbing hilft

Aktualisiert: 27. Nov. 2023

Bloßgestellt im Netz - Cyber Mobbing ist allgegenwärtig


Ein bis zwei SchülerInnen pro Klasse werden über das Internet gemobbt.

Was für eine erschreckende Zahl. In der heutigen Zeit müssen wir zwischen analogem und Cyber Mobbing unterscheiden.

Letzteres hat eine viele größere Reichweite und somit eine gefährliche Dynamik. Wichtig ist, den Schüler*innen aufzuzeigen, welche Folgen ihr Verhalten haben kann und alternative Umgangsformen vorzustellen.


Das erfährst du im Artikel:

Wo fängt Cyber Mobbing an?

Wie das Planspiel funktioniert

Welches Fazit ziehen die Schüler*innen?

Wie kann ich Planspiel durchführen?

Was können Schulen im Fall von Mobbing tun?

Fazit: Durch das Planspiel „Bloßgestellt im Netz“ wird Cyber Mobbing für die Teilnehmer*innen erlebbar


Martina Kohrn Cybermobbing Junge am Handy

Durch das Planspiel wird Cyber Mobbing erlebbar


Zuerst dürfen wir uns fragen: Was ist eigentlich Mobbing und wo fängt Cyber Mobbing an? Welche Dynamik kann sich entwickeln, wenn das Mobbing startet?


Dazu habe ich mich mit Esther Christmann unterhalten. Sie arbeitet in der Stadt Regensburg beim Amt für Jugend- und Familie und ist dipl. Sozialpädagogin.


Um nicht nur mit Jugendlichen über Cyber Mobbing zu reden, hat Esther Christmann das Planspiel "Bloßgestellt im Netz" entwickelt. Hier lernen und erleben die Teilnehmer*innen, wie es sich anfühlt, wenn man öffentlich gemobbt wird.


Das Gespräch liegt hier:


In diesem Blog-Artikel findest du Auszüge aus meinem Gespräch mit Esther Christmann über Cyber Mobbing und darüber, wie das Planspiel eingesetzt werden kann und welche Effekte es erzielt.


Wo fängt Cyber Mobbing an?


Die Definition von Cyber Mobbing kann sehr unterschiedlich sein, daher sind die Grenzen und Formen auch nicht immer klar zu trennen. Natürlich kommt es auch immer darauf an, wer die Situation bewertet und wie schlimm es derjenige empfindet. Ist es ein doofer Streich oder wirklich eine bewusste Beleidigung. Doch eigentlich ist es leicht: Wird dem Opfer öffentlich Schaden zugefügt, wird es beleidigt, gedemütigt und bloßgestellt ist das Cyber Mobbing.

Während ihrer Arbeit an verschiedenen Schulen stellte Esther immer wieder fest, wie präsent das Thema Cyber Mobbing ist und so entstand auch die Idee für das Planspiel.


Die Medien sind unterschiedlich - Facebook nimmt derzeit immer mehr ab und der meist genutzte Kanal ist tatsächlich WhatsApp und die dortige Gruppenchat-Funktion.


Wie das Planspiel funktioniert


Schüler*innen ist oft gar nicht bewusst, welche Dynamik ein solcher Gruppenchat entwickeln kann und wie sie, teilweise unterbewusst, mitgerissen werden. Durch das Planspiel „Bloßgestellt im Netz“ wird Cyber Mobbing für die Teilnehmer erlebbar gemacht. Die Klasse kann leicht sehen, welche Spirale entsteht und wie leicht es sich hochschaukelt.


Und wenn ich die Wirkung kenne, kann ich es besser greifen und entgegen wirken.


Das Planspiel hat unterschiedliche Ausgangssituationen, z.B. ein Foto einer Person in peinlichen oder intimen Situation, welches verschickt wird.


Den Schüler*innen werden unterschiedliche Rollen zu geteilt und sie reagieren entsprechend darauf. Es wird sinnbildlich im Chat geschrieben und kommentiert. Dies wird über die Tafel oder ein Flipchart mit Hilfe von Post its analog nachempfunden.


Dieser „Chat“ wird analysiert und dann wird gemeinsam mit den SchülerInnen die Wirkung betrachtet. So schwarz auf weiß auf einem Plakat erscheint das ganze nochmal heftiger.


Das Planspiel zeigt deutlich: Der Täter/die Täterin verliert die Kontrolle durch die Gruppe.


Das ist der deutliche Unterschied zu analogen Mobbing. Doch beides kann dazu führen, dass das Opfer sich nicht mehr in die Schule traut oder Schlimmeres.


Welches Fazit ziehen die Schüler*innen?


Durch Schluss-Fragen werden die Schüler*innen am Ende des Planspiels zum Nachdenken angeregt, z.B.


  • Wie würdest du handeln wenn du am nächsten Tag in die Schule gehst?

  • Was wünscht du dir?


Auch wenn sie selbst nicht das Opfer sind, stellen die meisten am Ende fest, dass es eigentlich niemanden gut damit geht.


„Krass, das wirkt ja wie ein Krieg!“


Esther stellt bei der Durchführung immer wieder fest, dass die Kompetenz anders in solchen Situationen zu handeln fehlt. Es fällt den Schüler*innen schwer, anders damit umzugehen, als in der Gruppe wie alle anderen darauf zu reagieren.


Whatsapp hat oft eine starke Gruppendynamik und jeder denkt, er muss seinen Senf abgeben.

Doch jeder kann Verantwortung übernehmen. Einfach nicht mitmachen und das Foto löschen. Oder sogar das Opfer privat kontaktieren und helfen.


Wichtigste Botschaft: Jeder kann etwas dafür tun, dass das Cyber Mobbing weniger wird.


Wie kann ich Planspiel durchführen?


Relevant für die Durchführung des Planspiels ist, dass die Lehrer*innen der jeweiligen Klasse dabei sind, damit auch sie sich ein Bild machen können. Dann können sich Schüler*innen auch an die Lehrkräfte wenden, wenn etwas Vergleichbares passiert.


Auch du kannst das Planspiel mit Esthers Unterstützung durchführen.

Wenn du Esther Christmann als Expertin mal nicht vor Ort hast, kannst du als Lehrer*in oder Erzieher*in mit einer kurzen Fortbildung dieses Planspiel durchführen.


Die Umsetzung ist einfach. Es ist geeignet für die 4. bis zur 10. Klasse, ist bestellbar und enthält eine Spielanleitung und analoge Materialien. Mehr Infos hier.


Bald gibt es das Planspiel auch digital als Computer/Handyspiel, um noch mehr Menschen erreichen zu können.


Was können Schulen im Fall von Mobbing tun?


Cyber Mobbing ist oft noch gefährlicher als analoges Mobbing, da es eine viel größere Reichweite erlangen kann. Du kannst hier also nicht mit der gleichen Strategie vorgehen wie beim „klassischen“ Mobbing.


Wohin können sich Kinder und Jugendliche wenden – das müssen sie wissen.

Die Schule / die Einrichtung muss ein Konzept haben mit dieser Öffentlichkeit des Cyber Mobbings umzugehen. Dies sollte deutlich und öffentlich kommuniziert werden.


Ein guter Weg kann das "Konzept der neuen Autorität" sein, worüber ich auch schon im Pausenknüller gesprochen habe (diese Folge findest du hier).


Fazit: Durch das Planspiel „Bloßgestellt im Netz“ wird Cyber Mobbing für die Teilnehmer*innen erlebbar.

Wenn Wirkung und alternative Handlungsoptionen bekannt sind, muss es nicht zum Cyber Mobbing kommen.


Ein Grund für das Mitmachen ist oft Unwissenheit, wie die Alternativen sind.


„Ich kann doch nicht einfach nichts dazu sagen, wie steh ich denn dann in der Gruppe da?“


Doch, das kannst du!


Es ist nicht zu unterschätzen wie sehr der Täter die Kontrolle verliert, wenn die Gruppe übernimmt. Analoges Mobbing kann genauso zerstörerisch sein, aber beim Cyber Mobbing braucht es einen anderen Blick - vor allem wegen Reichweite und Gruppendynamik.


Unsere Expertin hat durch ihr Planspiel festgestellt, dass sich die Kinder und Jugendliche dem Ausmaß nicht bewusst sind. Es herrscht aber Offenheit gegenüber Lösungen. Denn am Ende hat eigentlich niemand richtig Spaß dabei.



 
Martina Kohrn Konflikttrainerin

Hi, ich bin Martina Kohrn - Konflikt- und Resilienztrainerin für Fach- und Führungskräfte aus Jugendhilfe, Kita und Pflege.


☑ Sei sicherer in Konflikt- und Krisensituationen.

☑ Gestalte ein starkes und humorvolles Miteinander im Team.

☑ Sichere Dir praxisnahes Handwerkszeug für mehr Ruhe und Gelassenheit.





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