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AutorenbildMartina Kohrn

Professionelle Nähe oder Distanz - wie geht das eigentlich?

Aktualisiert: 18. Okt. 2023

Worauf du bei Elterngesprächen achten solltest

Elterngespräch schule kita

Du fragst dich, wie professionelle Nähe in der Praxis aussieht? Oder sollte man

es besser professionelle Distanz nennen?


Wie genau kann Nähe und Distanz im sozialen Bereich aussehen im Umgang mit Kindern, Eltern und Arbeitgeber?



Dazu habe ich ein Gespräch geführt mit Irene Beier, Kitaleitung, Referentin und

Autorin.


Mein Tanzbereich und Ihr Tanzbereich


Professionelle Nähe beginnt damit, dass du der anderen Person ihre Werte,

Meinungen, ihre Probleme und Gefühle lässt.


In einem Elterngespräch könnte das so aussehen, dass du die Eltern bei der Lösungsentwicklung begleitest und nach Ressourcen schaust, ohne den Eltern zu sagen, wie sie ihr Kind erziehen müssen.


Stell dir die Frage, wo dein Arbeitsbereich beginnt und wo er genau endet.


Zum Beispiel kannst du dir vergegenwärtigen, dass du in der Kita für die Betreuung des Kindes zuständig sind, jedoch nicht zu Hause. Hier endet Ihre Verantwortung, auch wenn du das Kind dort total anders erziehen würdest.


Ein Klassiker - Thema: das Thema Süßigkeiten

süßigkeiten kinder elterngespräch

Bekommt das Kind zu Hause deiner Meinung nach zu viele Süßigkeiten oder darf es dort zu viel fernsehen, ist das nicht mehr dein „Tanzbereich“.

Hier entscheiden die Eltern.


Solltest du dir Sorgen um das Kind machen, kannst du in einem Elterngespräch deine Wahrnehmung schildern. Zum Beispiel, dass das Kind unkonzentriert ist.


Lass im Gespräch aber auch die Eltern zu Wort kommen, vielleicht haben diese ja Gründe, die es zu hören gilt.


Eine wichtigeAusnahme ist hier allerdings die Kindeswohlgefährdung. Hier musst in den Bereich der Erziehungsberechtigten eingreifen, das ist deine professionelle Aufgabe. Allerdings ist das ja noch einmal ein spezielles Thema, auf das ich hier nicht eingehe.


Empathie, Mitgefühl und Mitleid


In schwierigen und schmerzvollen Situationen kannst empathisch sein und

die Gefühle des anderen wahrnehmen. In vielen Seminare wurde ich genau das schon gefragt: "und was mache ich, wenn die Eltern weinen". Empathisch sein, zu hören, weinen lassen, denn Gefühle haben ihren Platz.


Doch mache diese nicht zu deinen eigenen Problemen und Gefühlen.


Vor allen Dingen: leide nicht mit , denn damit ist niemandem geholfen und lasse die Probleme bei der Person, die sie auch lösen kann.


Duzen oder Siezen?


Eine häufig gestellte Frage ist auch, ob im beruflichen Alltag Duzen oder ein„Sie“ angebracht ist.


Die Frage lässt sich nicht klar beantworten, doch hier einige Erwägungen, die bei der Entscheidung wichtig sind.


Ein paar Punkte für ein "Sie":


Gerade wenn schwierige Situationen mit den Eltern auftreten und es mal nicht so rund läuft, kann das „Sie“ hilfreich sein, um die professionelle Distanz herzustellen, die es dann benötigt.


Ein Beispiel: wenn ein Elternteil das Kind wiederholt zu spät in die Kita bringt, ist dieses Gespräch leichter zu führen, wenn du zuvor das „Sie“ gewählt haben. Ein weiterer Aspekt, der zu bedenken ist, dass mit einem „Sie“ auch oft eine Aufwertung des Berufs assoziiert wird. Deine Zahnärztin „duzt“ du auch nicht einfach so.


Wenn du dich trotzdem für ein „Du“ entscheidest, dann überprüfe deine innere Haltung, die deinem Beruf die Wertschätzung entgegenbringt, die er verdient.


Ein paar Punkte für ein "Du":


Gerade in ländlichen Bereichen kann das „Du“ schwierig sein, wenn du die die Eltern auch privat auf einem Fest oder im Schwimmbad antreffen.


Wist du beruflich geduzt, können hier die Grenzen schneller verwischen und du befindest dich unverhofft während des Privatleben in einem Elterngespräch oder es wird erwartet, dass du auf das Kind aufpasst etc.


Ein „Sie“ kann hier die Grenzen deutlicher ziehen.


Professionelle Distanz zur eigenen Tätigkeit


Professionelle Distanz betrifft auch die Grenzen, die du selbst ziehst. Und zwar zwischen Berufs- und Privatleben. Du nimmst oft deine Arbeit mit nach Hause?


Du sammelst Überstunden und springst immer wieder für kranke Kolleg*innen ein?


Auch das hat etwas mit professioneller Distanz zu tun. Es ist schön, dass du motiviert deiner Arbeit nachgehst, doch auf Dauer macht diese Haltung krank.


Es ist wie im Flugzeug mit der Sauerstoffmaske. Zuerst setzt du dir im Notfall selbst die Maske auf, um anschließend anderen zu helfen diese aufzusetzen. Das gleiche gilt für dein Berufsleben.


Acht gut auf dich. Dazu gehört auch die Pausenzeiten einzuhalten und diese auch wirklich als Pause zu nutzen und nicht noch schnell ein Telefonat oder Bastelarbeiten zu erledigen.


Pausenregelungen sind nicht ohne Grund Teil des Arbeitsschutzes und somit auch Vorschrift.


„Nein“- sagen


Trau dich „Nein“ zu sagen, wenn deine Grenzen überschritten werden oder

wenn es zu viel wird.


Du kannst auch anbieten eine Aufgabe zu übernehmen, wenn du dafür eine andere abgeben können.


Es ist wichtig, dass du für dich lernen „Nein“ zu sagen, denn gerade in Arbeitsbereichen mit Personalmangel kann es schnell zur Überbelastung kommen, wenn du nicht gut auf deine eigenen Bedürfnisse achten und das nutzt auf Dauer niemanden.


Wenn du dir nicht sicher bist, ob Sie „Nein“ sagen solltest, dann nimm dir die Zeit, die du brauchst und bitte um Bedenkzeit.


Das ganze Gespräch zum Thema „Professionelle Nähe oder Distanz: wie geht das eigentlich?“ findest du hier:





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