Team-Konflikte verstehen: Warum hinter jedem Augenrollen ein Bedürfnis steckt
- Martina Kohrn
- 4. Apr.
- 4 Min. Lesezeit

Teamkonflikte gehören zum Arbeitsalltag – sie sind weder ungewöhnlich noch automatisch ein Zeichen von Scheitern
„Ich möchte einfach, dass es in meinem Team wieder harmonisch läuft.“
„Ich will, dass meine Mitarbeitenden sich verstanden fühlen.“
„Ich will endlich wissen, wie ich mit diesem Augenrollen umgehen soll.“
Das sind typische Sätze, die ich von Führungskräften, Trainer*innen oder Coaches höre, wenn sie mich wegen Teamkonflikten ansprechen. Und fast immer steckt dahinter dasselbe Thema: ein unerfülltes Bedürfnis.
Augenrollen im Meeting – und was wirklich dahinter steckt
Ich erinnere mich noch genau an eine Situation: Ich war gerade in einem Seminar, in dem wir gemeinsam über schwierige Teammeetings gesprochen haben. Und ich habe ein Bild in den Raum gestellt: Sabine (Name wie immer geändert) sitzt im Teammeeting – eigentlich ist sie freundlich, hilfsbereit, eine, auf die man sich verlassen kann. Aber in diesem Moment verdreht sie die Augen. Deutlich. Sichtbar. Für alle.
Die Reaktion im Raum? „Boah, was ist denn ihr Problem?!“
Und genau da fängt mein Job an: Ich lade dann ein, nicht nur auf das Verhalten zu schauen, sondern zu fragen: Was könnte Sabine brauchen? Wie ist Sabine denn so als Person? Was ist das Bedürfnis hinter dem Verhalten?
In diesem Fall: Vielleicht Klarheit. Alle reden durcheinander, es gibt keine Struktur. Sabine weiß nicht, wie sie zu Wort kommen soll oder worum es eigentlich gerade geht. Sie ist frustriert – nicht, weil sie nerven will, sondern weil sie Orientierung braucht.
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Themen im Artikel:
Das ist das große Missverständnis in vielen Konflikten: Wir sehen das Verhalten – aber nicht das Bedürfnis dahinter.
Und das ist auch kein Vorwurf. Wir Menschen sind einfach so gestrickt. Wenn jemand laut wird, zurückzieht oder eben die Augen verdreht, dann reagieren wir. Schnell. Emotional. Instinktiv. Was dabei leicht verloren geht: die Frage nach dem Warum.
Drei Bedürfnisse, die in Team-Konflikten immer wieder auftauchen
In meinen Seminaren, Workshops und Coachings begegnen mir bestimmte Bedürfnisse immer wieder – egal ob in der Kita, in der Jugendhilfe oder in Unternehmen.
1. Wertschätzung
Das Bedürfnis, gesehen zu werden, ernst genommen zu werden, nicht nur als Funktion zu gelten. Ich erinnere mich an eine Führungskraft, die sagte: „Wir haben ein riesiges Grillfest organisiert – und dann kamen nur 30 Prozent der Leute. “Klar frustrierend. Aber die Erkenntnis: Nicht alle empfinden Wertschätzung gleich.
Für manche ist ein Fest ein tolles Zeichen. Andere wünschen sich lieber morgens ein ehrliches „Wie geht’s dir?“. Wieder andere freuen sich über ein Dankeschön oder ein kleines Zeichen der Aufmerksamkeit.
2. Sicherheit
Gerade in der Jugendhilfe – meinem beruflichen Ursprung – war Sicherheit immer ein zentrales Thema. Wo ist der Notfallknopf? Was mache ich bei körperlicher Eskalation? Aber auch darüber hinaus:Sicherheit bedeutet auch, offen sprechen zu können, ohne negative Konsequenzen zu fürchten. Ich denke an eine Mitarbeiterin, die in einem Feedbackgespräch ehrlich war – und danach plötzlich nur noch unbeliebte Aufgaben bekam. Das war ein klarer Bruch im Vertrauensverhältnis. Und eine klassische Folge, wenn Sicherheit fehlt.
3. Klarheit
Es klingt so banal – ist aber im Alltag oft schwierig.Ich hatte einmal einen Teilnehmer, der sagte: „Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt Teamleitung bin oder nicht. Ich übernehme total viel, aber es wurde nie richtig ausgesprochen.“ So entstehen Unsicherheiten, Frust – und am Ende auch Konflikte. Klarheit in Rollen, Abläufen und Kommunikation ist ein zentraler Faktor für gute Zusammenarbeit.
Bedürfnisse benennen – das braucht Übung
Ich erinnere mich noch gut an meine Anfangszeit im Konfliktcoaching. Ich saß mit einer Kollegin zusammen, die ebenfalls in der Ausbildung war. Abends haben wir uns gegenseitig Alltagssituationen erzählt – und dann gemeinsam überlegt:
„Was war eigentlich dein Bedürfnis in dieser Situation?“
Manchmal war das gar nicht so einfach. Aber es hat uns geholfen, eine neue Sprache zu lernen. Eine Sprache, die nicht auf Vorwürfen oder Forderungen basiert, sondern auf echtem Verständnis.
Und ja – es ist eine Übungssache. Aber eine, die sich unglaublich lohnt. Denn wenn du als Führungskraft, Coach oder Trainer*in lernst, Bedürfnisse zu benennen, wirst du Konflikte nicht nur erkennen – du wirst sie wirklich begleiten und lösen können.
Wir streiten nicht über Bedürfnisse – sondern über Strategien
Das ist einer meiner Lieblingssätze aus der Gewaltfreien Kommunikation.
Wir streiten nicht darüber, was wir brauchen. Wir streiten darüber, wie wir es bekommen wollen.
Zurück zu Sabine. Ihr Bedürfnis ist Klarheit. Ihre Strategie war Augenrollen. Ihr Kollege denkt: „Was soll das denn jetzt?“ – und reagiert auf das Verhalten.Hätte er verstanden, was sie eigentlich braucht, wäre der Konflikt vielleicht gar nicht erst entstanden.
Was du tun kannst, um an die Bedürfnisse heranzukommen
Hier sind drei Schritte, die ich in meiner Arbeit immer wieder empfehle:
1. Denk ans Eisbergmodell
Oben sichtbar: das Verhalten. Unten: Gefühle, Bedürfnisse, Werte, Kultur.Frag dich immer: Was sehe ich – und was könnte darunter liegen?
2. Spannungen aushalten
Nicht jedes Bedürfnis kann sofort erfüllt werden. Aber allein die Anerkennung, dass es da ist, macht schon einen riesigen Unterschied.
3. Sei ein Vorbild
Sprich über deine eigenen Bedürfnisse. Benenne sie klar und respektvoll. So entsteht eine Atmosphäre, in der auch andere sich trauen, offen zu sein.
Du willst tiefer einsteigen?
Dann habe ich zwei Dinge für dich vorbereitet:
📥 Eine Bedürfnisliste, die du in deinem Alltag nutzen kannst – egal ob im Coaching, im Meeting oder im Elterngespräch.
📥 20 Impulse, wie du in Konfliktsituationen den Bedürfnissen auf die Spur kommst.
Und wenn du das Gefühl hast:
„Ich will das professionell angehen – mit Begleitung und klarem Plan“ – dann buch dir gern ein kostenloses Analysegespräch mit mir. Wir schauen gemeinsam auf deine Situation – und entwickeln erste konkrete Ideen für dich und dein Team.
Und nein, keine Sorge. Das ist kein Verkaufsgespräch. Natürlich habe ich Angebote, das Gespräch dient jedoch lediglich zum gegenseitigen Kennenlernen.

Hi, ich bin Martina Kohrn - Konflikt- und Resilienztrainerin für Fach- und Führungskräfte aus Jugendhilfe, Kita und Pflege.
☑ Gestalte ein starkes und humorvolles Miteinander im Team.
☑ Sei sicherer in Konflikt- und Krisensituationen.
☑ Sichere Dir praxisnahes Handwerkszeug für mehr Ruhe und Gelassenheit für dich und dein Team.
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